Titelbeschreibung: E-Book

"kurz und bündig" (2): Mathieu / Köpf / Bánk

Nicolas Mathieu

Rose Royal

Hanser Berlin

Nur 95 Seiten. Großzügiger Satzspiegel. Wenig Text für 18 Euro. Lohnt das? – Ja, das lohnt! Und wie! Wenn`s nicht so abgegriffen klänge, müsste ich schreiben: ein literarischer Pageturner der Sonderklasse. Viel erzählen darf man nicht. Spoiler-Gefahr. Nur so viel sei verraten: Das Ende hat es in sich. Damit rechnet man nicht. Oder doch? Ist auch egal! Hartmut Wilmes titelte in der Kölnischen Rundschau: „Nicolas Mathieu ist der beste Autor Frankreichs.“ (Ob Houellebecq & Co das wissen?) – Rose ist jetzt bald 50. Das Alter sieht man ihr kaum an. Sie verkehrt in der Bar Royal. Fast jeden Abend sitzt sie dort, schaut und trinkt. Für alle Fälle hat sie einen Revolver in ihrer Handtasche. Schwierig, die Sache mit den Männern. Dann trifft sie Luc. Das könnte was werden. „Sie ließen es sich gut gehen. Sie tranken. Sie waren zufrieden.“ Mathieu erzählt die Geschichte einer späten Liebe, in Sätzen, „die wie Fallbeile niedergehen.“ (U4 / Lena Bopp in der FAZ) Ich warne Sie eindrücklich. Sie werden unruhiger schlafen nach der Lektüre.

ISBN 978-3-446-26785-5 (dt. Übers.:L.Müller/A.Hansen)

 

Gerhard Köpf

Außerfern

Braumüller

Dieses kleine Meisterwerk des Altmeisters Köpf ist mir doch 2018 glatt entgangen. Wie heißt es aber so schön: Besser spät als nie! Vom Innerfern (Köpfs Erstling, 1983 bei S. Fischer erschienen) zum Außerfern (jetzt bei Braumüller). Ein Kreis schließt sich. „Seinen Namen hat das Außerfern nicht nur vom althochdeutschen Wort firni (Bezeichnung für vorjährigen Schnee; ein Ferner ist ein Gletscher), sondern auch von Außer dem Fern, womit der Fernpass gemeint ist … So verstanden bezeichnet Außerfern folgerichtig das Tal bis zum Fernpass. Es war die einzige wintersichere Verkehrsverbindung ins Inntal.“ (S. 13 f.) Und genau dort lebt, reist, liebt, stiehlt, verkleidet sich: Marandjosef. Der ist mal Frau, mal Mann, ganz so, wie er es für sein Fortkommen braucht. Die Abenteuer dieses Menschleins, eher reinste Münchhausiaden denn historisch verbürgte Wahrheiten, versammelt Köpfs ebenso schmaler wie episodenreicher Roman. Von Hunger und Leid, Reichtum und Lehnsherrengeschäften, von Schankräumen und prächtigen Burgen, von Schneekälte und Sommerhitze, von der dauernden Verwandlung der Geschlechter handelt der Roman – und das ist noch nicht alles!

Ganz seinem Lehrmeister Grass verpflichtet schreibt Köpf im Vorwort: „Es ist mir in meinen Büchern stets um das zu tun gewesen, was nicht vergessen werden soll und sich in den Biografien jener Menschen ausdrückt, an die ich erinnern möchte. Das Erzählen ihrer Geschichte gilt mir bis heute als meine Möglichkeit, die verstreichende Zeit einen Augenblick lang anzuhalten und dem großen Vergessen zu trotzen, das auf uns alle wartet.“ (S. 7)
Sich diesem Sprach- und Geschichtenmeister anvertrauen zu können: was für ein Glück.

ISBN 978-3-99200-212-2

 

Zsuzsa Bánk

Sterben im Sommer

S. Fischer

Da ist sie wieder. Die Meisterin der leisen Melancholie, der schön gesetzten Wörter, der kunstvollen Autofiction. Mit einem sehr ernsten Buch. Trauerarbeit. Zsuzsa Bánk erzählt vom Sterben ihres Vaters. Von der Ohnmacht, von der Angst, von der Einsamkeit. Vom letzten Besuch am Balaton, vom Verfall des Vaterkörpers, von Krankenhäusern in Ungarn, in Österreich, in Deutschland. Von der Schlaflosigkeit, von Träumen, vom Weinen. Vom makabren Fest der Bestattung, vom Irrsinn der Bürokratie, von Erinnerungsstücken. „Wir leben, arbeiten und zahlen Rechnungen, wir atmen, essen, trinken, wir streiten und beruhigen uns, wir schlafen, wir stehen auf, unter Mühen und Anstrengungen zwar, aber wir tun es. Bis dahin geht das Leben weiter, es geht einfach weiter.“ (S.185)

ISBN 978-3-10-397031-9

 

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© Peter Cremer / Oktober 2020

"kurz und bündig" (2): Mathieu / Köpf / Bánk. 2021, 978-3-10-397031-9 [ISBN]


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